Zum Hauptinhalt springen

Beiträge unserer „Zugvögel“

Abenteuer Vietnam

MUC - PEK - HAN

Am 17.02. hatten wir eine lange Reise vor uns. Von München nach Peking, 22 Stunden Aufenthalt in der Hauptstadt Chinas, dann endlich nach Hanoi. Wir freuten uns darauf, im Namen des hochschuleigenen Magazins „Schmitz“ Interviews zu führen und über interessante Themen Berichte zu schreiben.

 

Nach dem ersten 10-Stunden Flug: Ankunft in Peking. -7 Grad. Uns war klar, wir wollen raus, auf keinen Fall 22 Stunden hier im Flughafen in der Transitzone rumhängen und warten. Also holten wir uns einen kleinen blauen Zettel, füllten ihn aus, auf keinen Fall die zweite Hälfte verlieren, sonst kommen wir nicht mehr rein!

 

Erst dann wurde uns klar, wie groß der Flughafen Pekings überhaupt war. Eine richtige Flughafenstadt. Mit einem S-Bahn ähnlichen Zug wurden wir zum Ausgang des Flughafens transportiert. Mit der Zeitverschiebung war es jetzt 5:00 Uhr in der Früh. Am Flughafen war wenig los. Unser Plan: Wir wollen an die chinesische Mauer! Nur wie?

Stopp in Peking

Erst jetzt fiel uns auf, dass wir uns mal besser im Voraus informieren hätten sollen. Also sind wir an einen Touristen-Informationsstand. Hier wurde uns auch eine Tour angeboten. Daraufhin wurden wir von mehreren Leuten angesprochen, gewisse Touren zu machen. Das war ziemlich nervig, vor allem, weil einer echt nicht mehr locker gelassen hat.

Die Tour des Touristen-Informationsstands startete erst um 7:00 Uhr. Was machen bis dahin? Wir waren alle recht müde, also beschlossen wir, uns in der Eingangshalle hinzulegen.

Es hatte schon etwas von einem Obdachlosen-Vibe. Wir legten uns auf jeweils vier Sitze. Es war richtig kalt. Gut schlafen konnte nur Fabi, weil er das irgendwie immer und überall kann.

Irgendwann zwischen 5:00 Uhr und 7:00 Uhr beschlossen wir dann die Tour nicht zu machen und dass es besser wäre wieder in die Transit-Zone zu gehen. Durch die Sprachbarriere und andere kleine Probleme haben wir um die drei Stunden gebraucht, um wieder reinzukommen. Total müde suchten wir uns den wärmsten Platz in der Halle, legten uns auf die 4-er Stühle und deckten uns mit unseren Jacken zu. Überraschenderweise ging die Zeit schnell vorbei. Wir schliefen, wechselten Euro zu Yuán, kauften uns Essen und warteten.

Erleichterung, als unser Gate geöffnet wurde und wir mit wenigen Leuten das Flugzeug bestiegen. Wir trafen einige Deutsche und unterhielten uns mit ihnen und wurden schon vorgewarnt, dass wir in Hanoi auf eine Smogwand treffen würden und die hohe Luftfeuchtigkeit es uns schwer machen würde zu atmen.

Ankunft in Hanoi

Nach vier Stunden Flug, die uns vorkamen wie nichts, merkten wir schon bei der Landung: Die Luft hier ist anders. Erstmal die Pullis ausziehen. Hier hat es um 5:00 Uhr schon 25 Grad. Unsere Sorge, dass unser eVisum nicht funktioniert, weil es so dubios aussieht, blieb unbegründet. Mit einem Lächeln wurden wir durchgewunken. In den nächsten fünf Minuten hatten wir schon unser Gepäck und saßen in dem Transfer zu unserem Hotel. Wow, das ging alles problemlos. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber umso besser. Jetzt ging es eine Stunde Richtung Hotel. Langsam erwachte die Stadt zum Leben. Die Menschen fuhren mit Reishüten auf ihren Köpfen auf Fahrrädern und Mopeds in die Stadt. Die Zweiräder waren überladen mit Ware: Gemüse, Kleidung und Käfige mit Hühnern wurden in die Stadt gekarrt. Die Menschen bauten in der Morgendämmerung ihre Stände am Straßenrand auf.

Im Hotel beschlossen wir nochmal ein bisschen zu schlafen. Um 12 Uhr mittags am 19.02. stürzten wir uns dann in das Stadtgetümmel. Wir traten aus dem Hotel auf die Straße hinaus, begrüßt von lautem Hupen, Geschrei und Blicken der Menschen, die am Straßenrand ihren Beschäftigungen nachgingen. Das Leben der Einwohner Hanois spielt sich auf der Straße ab. Hier wird gekocht, abgewaschen, oder einfach gechillt. Wir arbeiteten uns durch das fröhliche Getümmel hin zu dem Laden, in dem wir vietnamesische SIM Karten kauften. 200.000 Dong für drei Wochen; an die inflationäre Währung müssen wir uns noch gewöhnen.

Der erste Tag in Hanoi

Die Stadt wurde weiter erkundet. Vorbei an einem schönen See mitten in der Stadt, hin zu einem Restaurant, das für uns gut aussah. Mit dem Essen hier sind wir noch vorsichtig. Jedoch unbegründet – das Essen war der Hammer. Warum schmecken die Frühlingsrollen daheim nicht so gut?!

Nach dem Essen ging es weiter zum Hoa Lo Prison für eine geplante Story. Leider fanden wir keine passende Person, die uns dazu etwas erzählen wollte. Es war bedrückend sich in diesem Gefängnis aufzuhalten.

Auf dem Rückweg wurde uns klar, wie anstrengend dieser Verkehr hier sein kann. Ständig muss man aufpassen nicht überfahren zu werden. Ständig wird man angehupt. Wir müssen lernen, uns nicht so deutsch an die Regeln des Verkehrs zu halten. Einfach über die Straße gehen, dann passiert einem nichts. Danke Reiseführer! Und oh Wunder, alle weichen aus und man kommt sicher an der anderen Straßenseite an. Verrückt, dass das hier so funktioniert.

Zurück am Hotel war der Tag auch schon fast rum. Der Hotelier empfahl ein „Restaurant“. Es war allerdings einfach ein Stand am Straßenrand und Plastikstühle mit Plastiktisch auf dem Gehweg. Wir ließen uns darauf ein und das Essen war top.

Uns überrascht, wie billig das Essen hier ist. Man bekommt für umgerechnet knapp fünf Euro ein üppiges Abendessen mit einem Getränk (oder sogar mehreren).

Bier heißt auf Vietnamesisch Bia. Wie praktisch. Also: ba bia!

Auch das Nachtleben hier interessierte uns. Also beschlossen wir, es uns kurz anzuschauen. Wir quetschten uns durch eine enge Gasse, vollgestellt mit unzähligen Plastikstühlen und Plastiktischen. Hier hielt sich die Jugend Hanois auf. Laute Musik, viel Geschrei und viel Spaß. Bleiben wollten wir hier nicht. Die Erfahrung war es trotzdem wert.

Die Sprachbarriere war bis jetzt kein Problem. Entweder Englisch, oder wir performten mit Händen und Füßen.

Etwas müde von den ganzen Eindrücken fielen wir am Abend ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag in Hanoi.

Hanoi - Der zweite Tag und die ersten Interviews

Was gibt es hier so zum Frühstück? Die Frage wurde uns beim hoteleigenen Frühstücksbuffet beantwortet. Früchte, wie Drachenfrucht, Ananas, Bananen und Passionsfrucht fanden ihren Weg auf unsere Teller. Auch für Mie Nudeln und seltsame Würstchen konnte man sich entscheiden. Nudelsuppe zum Frühstück?

Gestärkt machten wir uns auf den Weg zu einem größeren See, der ebenfalls in der Stadt lag. Von einer Kellnerin hatten wir den Tipp bekommen, dass wir dort brauchbare Interviewpartner finden würden.

Der Weg zum See entpuppte sich länger als gedacht. Es war heiß und drückend. Auf dem Weg dorthin wieder das übliche Getümmel der Stadt. Angekommen am See war davon nichts mehr übrig. Der See lag ruhig vor unseren Augen. Menschen zum Interviewen gab es hier leider eher weniger. Dafür genossen wir die Ruhe und beschlossen, einmal um den riesigen See zu gehen. Auf dem Weg schauten wir unseren ersten buddhistischen Tempel an. Von Touristen überrannt, strahlte der Ort trotzdem etwas Beruhigendes aus. Die Besucher zünden Räucherstäbchen an und beten still. Überall stehen kleine Bonsaibäume. In dem kleinen Teich schwimmen Koi Karpfen.

Weiter geht‘s zum französischen Viertel. Das komplette Gegenteil zum Rest Hanois. Die Altstadt Hanois ist klein, verwinkelt, dunkel und hektisch. Das französische Viertel weitläufig, hell und mit gewaltigen Gebäuden. Die mittlerweile 29 Grad machten uns zu schaffen. Das Ho-Chi-Minh Mausoleum wollten wir trotzdem sehen, ein bisschen Kultur muss ja sein. Es war überwältigend. Dann ging es zurück in den von uns lieb gewonnenen „Moloch“ Hanoi.

Abends im Restaurant machten wir Nägel mit Köpfen. Wir vervollständigten unseren Fragenkatalog und interviewten die beiden netten Kellnerinnen. Begeistert, dass die Interviews so gut laufen, machten wir uns auf den Weg, um weitere Personen in der Stadt zu finden, was auch gelang.

Den Vietnamesen fällt es übrigens scheinbar genauso schwer unser Alter einzuschätzen wie andersrum. Wir wurden einige Male gefragt ob wir eine Familie seien (Vater, Mutter und Kind). Dieser Umstand sorgte für einige Verwirrungen und lustige Situationen.

Zitat des Tages von einem Interviewpartner auf die Frage „Describe yourself with 3 Words.“ – „Easy going!“

Huế is calling

„Aufstehen!“ Es ist 4:45 Uhr in der Früh. Fertig machen, den Rest zusammenpacken. Auschecken. Wir müssen zu der Bus Station. Erstmal das „Grab“ bestellen (Vietnamesisches Uber). 45-minütige Fahrt zum Busbahnhof. Auf uns wartet eine 13-stündige Busreise nach Huế, der Stadt, in der sich die „verbotene purpurne Kaiserstadt“ befindet und der wir unsere Reise nach Vietnam verdanken.

Wir rechneten mit einem gemütlichen Schlafbus, in dem wir ein bisschen Schlaf der letzten Tage nachholen können. Ja, das war vielleicht nicht ganz richtig. Nach längerer Suche fanden wir den Bus und stellten fest, dass der Bus alt, dreckig und überhaupt nicht gemütlich war. Erstmal die Schuhe ausziehen, die waren im Bus nicht erlaubt. Ungefähr 38 Schlafliegen gab es, die in drei Reihen zweistöckig aufgereiht waren. Die Klimaanlage ballerte mir von allen Seiten ins Gesicht und war eisig kalt. Wir entschlossen uns, andere Plätze zu suchen. Dort wurde mit einem Vorhang die Klimaanlage, die nur aus einem schwarzen, großen Loch bestand, mit dem Vorhang zugestopft. Ja, so war es aushaltbar. Es wurde sogar irgendwie richtig gemütlich, als man sich dran gewöhnt hatte.

Zitat Robin: „Jo, ist doch ganz cozy hier. Hab besser geschlafen als im Bett“

Wir waren in diesem Bus die einzigen Touristen, bis auf ein englisches Pärchen, das insgesamt 36 Stunden Busfahrt vor sich hatte (von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt). Wir waren allerdings froh, nach 13 Stunden in Huế anzukommen. Diese Busreise war auf jeden Fall eine Erfahrung!

Hier in Huế war es ganz anders als in Hanoi. Große Straßen und nicht allzu chaotischer Verkehr. Unser Hotel lag in einer kleinen, süßen Gasse und gefiel uns gut. Der Hotelier war ziemlich gut drauf und es verging fast kein Tag, ohne dass er zu einem musikalischen Ständchen bereit war.

Am nächsten Tag wollten wir die Stadt und die Orte für unsere Themen abchecken. Das Frühstuck war gut, Fabi schwärmte sehr von seinem „Banana-Omelette“ und dem guten vietnamesischen Kaffee, der hier mit Kondensmilch zubereitet wird. Wir sind begeistert und der Kaffee wurde hier zu unserem Lieblingsgetränk.

Dann ging es Richtung Kaiserstadt, in der auch die verbotene purpurne Kaiserstadt liegt. Man merkt, dass die Stadt Huế touristischer ist als Hanoi. Es gibt viele Touristen und ununterbrochen werden wir von Leuten angequatscht, ob wir eine Motorradtour buchen wollen. Als wir einen abgewimmelt hatten, kamen die nächsten. Wir haben uns eine Bootstour zur Pagode und zur Kaiserstadt aufquatschen lassen. Der Preis war okay und wir sind auf das traditionelle Boot mit Drachenkopf gestiegen. Die 30-minütige Bootsfahrt, nur wir drei auf dem Boot, war schön. Angekommen bei der Pagode: noch mehr Touristen. Trotzdem waren es die Sehenswürdigkeit wert. Die siebenstöckige Pagode ist die höchste Vietnams. Auf jeder Ebene ein Buddha. Die Glocke schlägt jeden Morgen sieben Mal. Es ging wieder auf‘s Boot. An der Kaiserstadt beendeten wir die Bootstour.

Mit dem Presseausweis wurden wir leider nicht hinein gelassen, deswegen verlegten wir den Besuch der Kaiserstadt auf den Folgetag. Den Rest des Nachmittags konzentrierten wir uns auf die Planung der weiteren Interviews und Contents. Das erste Mal ließen wir unsere Wäsche im Hotel waschen und freuten uns über die sorgfältig zusammengelegte und sauber duftende Wäsche.

Kaiserstadt

Was war heute geplant? Vormittags die Kaiserstadt, Fotos für eine Fotostory machen, nachmittags in die Pagode für das Interview und früh abends in das riesige Areal von Grabsteinen, um auch dort Fotos bei Sonnenuntergang zu machen. Hué ist umgeben von unzähligen Grabsteinen, fast wie eine Grabstein-Stadt. Beeindruckend und gleichzeitig etwas gruselig.

So früh wie möglich wollten wir in die Kaiserstadt, um den Touristen-Gruppen zu entkommen. Das gelang uns allerdings eher weniger. Trotzdem fanden wir einige schöne, stille Plätze zum Fotografieren.

Die Luft hier war drückend. Es war warm und schwül. Die alten Gebäude ragten in den Himmel. Die Koi Karpfen schwammen fröhlich hin und her, wenn sie von Kindern gefüttert wurden. An ruhigen, abgelegenen Orten schwirrten unzählige Libellen in der Luft. Hier und da huschte ein kleiner Salamander durch das hohe Gras.

Wir schlenderten durch verschiedene Gebäude und Tempel. Trotz der vielen Touristen beeindruckte uns die verbotene purpurne Kaiserstadt.

Ich hatte meinen neuen Reishut auf, den ich mir gekauft hatte, um mich vor der Sonne zu schützen. Laut Robin sah ich aus wie eine absolute chinesische Klischee-Touristin. War okay für mich, Hauptsache kein Sonnenbrand.

Fabi und Robin schafften es, auf die Mauer zu gelangen, obwohl diese für Touristen nicht zugänglich war. Presseausweis sei Dank!

Nach ca. drei Stunden verließen wir die Kaiserstadt und machten uns auf den Rückweg zum Hotel, um Backups der Aufnahmen zu machen und schnell Mittag zu essen.

Nach dem Essen trafen wir uns mit unserem musikalisch begabten Hotelier, der angeboten hatte, in der Pagode für uns zu übersetzen. Geplant war ein Interview mit einem Mönch. Mit dem Taxi fuhren wir zur Pagode und versuchten, mit einem Mönch zu sprechen. Leider wurde uns mitgeteilt, dass die Mönche in Vietnam nicht ohne ihren Manager, der für das ganze Land zuständig war, mit Außenstehenden reden dürfen. Außerdem glaubte unser Hotelier, dass es ein Problem darstellte, dass ich eine Frau bin.

Am frühen Abend ging es zu den Grabstätten rund um Hué. Die Luft war diesig und vernebelt. Viele Hunde bellten, man hörte ständig Uhus und wurde von den Menschen kritisch beäugt. Fabi und Robin bahnten sich springend und kletternd den Weg durch die Grabstätten. Die Atmosphäre war mystisch und andächtig. Der Friedhof beherbergte die Gräber von Menschen vieler Religionen.

Als es immer düsterer wurde und zu nieseln anfing und die Vögel und Uhus immer bedrohlicher wurden, beschlossen die beiden, sich auf den Heimweg ins Hotel zu machen.

Dummerweise waren hier irgendwie keine Uber-Taxis in der Nähe. Zu Fuß beschlossen sie Richtung Stadt zu gehen. Zum Glück hielt nach zehn Minuten ein Taxi und Fabi und Robin konnten zusammen mit einem Einheimischen und dessen Kind auf dem Schoß zurück zum Hotel fahren.

Also alles lief gut, außer, dass Fabi seine Brille im Taxi vergessen hatte und diese auch nicht mehr auftauchte.

Die Bike-Tour

Am Montag, dem 25.02.2019 ging es los. Die dreitägige Bike Tour, die wir gebucht hatten, um den Einheimischen näher zu kommen und um Berichte über den Vietnamkrieg und die Minorities schreiben zu können.

Unsere Route führte uns durch Zentralvietnam – von Hué zur DMZ, dann Richtung Grenze zu Laos, Prao und schließlich zur Endstation Hoi An am Meer.

Jeder von uns bekam einen Guide, der uns auf seinem Bike mitnahm. Unsere Reisetaschen banden wir hinten auf das Motorrad und der Kamerarucksack wurde von dem jeweiligen Guide nach vorne auf die Schultern genommen. Mein Guide nannte meinen schweren Rucksack irgendwann nur noch „Sein Baby“ und tat so als wäre mein Rucksack sein schwangerer Bauch.

„Also Helm auf! Anna, stell dich nicht so an, das wird cool.“ Robin muss auf dem Roller sitzen, weil er der leichteste ist.

So starteten wir unsere Tour, raus aus Hué, ab nach Hoi An.

Zuerst war es doch ein etwas mulmiges Gefühl bei dem chaotischen Verkehr in der Stadt zu fahren, aber schnell fasste ich Vertrauen in meinen Guide und alles ging gut. Der Verkehr wurde schnell weniger, wir befanden uns auf weitläufigen Landstraßen durch das Innere Vietnams. Um uns herum satte grüne Reisfelder. Die Reisbauern mit den typischen Hüten schlenderten durch den angebauten Reis und ernteten ihn. Auf den großen Feldern um uns herum waren immer wieder Wasserbüffel zu sehen, die gemächlich durch den sumpfartigen Boden stapften. Mit dem Fahrtwind im Gesicht wurde die Luft außerhalb der Stadt immer besser. Wir konnten mal wieder durchatmen.

Auf einmal hielten wir an einem riesigen See an. Wir fragten uns, was jetzt passiert. Wir stiegen ab und die Guides verluden rasch die Motorräder auf ein Boot aus Holz. Wir fuhren mitsamt den Motorrädern über den See. Es war ein cooles Erlebnis und danach fuhren wir normal weiter.

Nach den weitläufigen Reisfeldern führte der Weg immer mehr durch bewaldete Gebiete. Umso überraschender war es, dass sich hinter einer Kurve auf einmal das Meer befand. Fasziniert von der Natur hielten wir an und gingen runter zum Strand. Er war menschenleer. Das dunkelblaue Meer lag vor uns. Dieser Ort gefiel uns sehr gut. Dann erfuhren wir, dass dies der Strand war, an dem die Amerikaner das erste Mal in Vietnam ankamen.

Es ging weiter. Nach kurzer Zeit kamen wir an der DMZ, den Vinh Tach Tunneln an. Mit dem Guide namens Tim, der Geschichte studiert hat, gingen wir in die Tunnel. Steile Stufen führten uns immer tiefer in die dunklen Tunnel, in denen die Vietnamesen damals Schutz vor den amerikanischen Soldaten gefunden hatten. Deren Leben spielte sich von da an in den dunklen Gängen ab. Sie dienten als Krankenhaus und einige Kinder wurden im Schutz der Tunnel geboren. Dort unten ist es eng und bedrückend. Wir waren froh, wieder zurück am Sonnenlicht zu sein. Unvorstellbar, viel Zeit dort unten verbringen zu müssen.

Da die Tunnel direkt am Meer liegen, entdeckten wir zwei Personen am Strand zwischen einigen Booten. Wir fragten Tim, ob er uns übersetzen und nach einem Interview fragen könnte. Das klappte. Wir erfuhren, dass die beiden Männer zwei Fischer waren. Einer der beiden lebte damals als siebenjähriges Kind ein Jahr lang in den Tunneln. Zusammen halfen wir ihm, sein kleines Nussschalen-artiges Fischerboot ins Wasser zu schieben.

In einem Café am Anfang des Gebiets tranken wir den guten, vietnamesischen Kaffee, Tim aß eine Suppe. Die Kellnerin nannte uns dann einen Mann, der in einem angrenzenden Dorf lebt und damals die Tunnel mitgebaut hatte. Wir waren ziemlich froh, einen Zeitzeugen gefunden zu haben und fuhren hin um ein Interview zu führen.

Wir hielten an einem kleinen Haus und trafen auf den alten Mann, der uns sofort in sein Haus bat. Wir zogen unsere Schuhe aus und betraten zusammen mit Tim das Gebäude. Es war dunkel und wir wurden zu einem Teppich geführt, auf den wir uns mit ihm zusammen hinsetzten. Er bot uns freundlich Tee an und freute sich, als wir sein Angebot annahmen. Fabi fing an Fragen zu stellen und Tim machte seinen Job als Dolmetscher gut. Der alte Mann, der zusammen mit seiner Frau die Tunnel gebaut und bewacht hat, erzählte seine Geschichte und fühlte sich sichtlich geehrt, dass wir mehr über sein Leben erfahren wollten. Das Interview lief sehr gut und er verabschiedete uns mit einem freundlichen Lächeln. Wir fühlten uns sehr willkommen. – Das schönste Erlebnis der Vietnamreise!

Local Food

Mittlerweile war es schon später Nachmittag und wir machten uns weiter auf den Weg zur Grenze. Als unser Bauch schon unüberhörbar knurrte, fuhren wir auf einmal von der Straße ab. Was zuerst aussah wie ein Bauernhof, entpuppte sich als Essensgelegenheit. Naja es war auch irgendwie eine Farm, auf der man bewirtet wurde. Über eine kleine Brücke gelangte man zu einem Bereich mit Tischen und Stühlen. Die Guides fragten, ob wir Hühnchen oder Fisch wollten. Wir entschieden uns für das Hühnchen und freuten uns auf das Local Food. Während wir auf das Essen warteten, brachten unsere Führer uns dazu, das selbst angebaute und neben dem Essensbereich wachsende Chili zu probieren. Fabi kostete und die Guides fanden es amüsant, weil man ihm doch ansehen konnte, dass es recht scharf war. Zum Snacken bekamen wir gezuckerte Ingwer Stückchen und wir unterhielten uns gut mit den Guides und dem Besitzer der Farm. Wir fühlten uns sehr wohl – bis das Essen kam.

Die Frau des Farmers kam mit einem Teller mit einem Hühnchen auf uns zu. Mit Kopf. Mit Krallen. Mit Schnabel. Nackt und nur gedünstet.

Ohje! Sowas waren wir mit unseren europäischen Wurzeln nicht gewohnt. Aber: Nicht unfreundlich sein! Wir nickten und lächelten, als Tim anfing das Huhn mit einer Schere durchzuschneiden. Erst Kopf ab: Knirsch, Knirsch. Dann die Wirbelsäule zerstückeln: Knirsch, Knirsch, Knirsch. Wir lächelten weiter. Dann lag das Huhn zerlegt vor uns und wir sollten uns nehmen.

Ich nahm dann erstmal viel Reis. Dann legte mir Dong, mein Guide, Teile vom Hühnchen auf den Teller. Der Hals war richtig gut. Trotz des grotesken Aussehens schmeckte es superlecker, genauso wie die Koriander-Glasnudel-Suppe mit (soweit ich das richtig verstanden habe) Innereien. Lecker.

Das Beste (und wahrscheinlich einzige Local-Food – mitten im Nirgendwo), das wir hatten!

Satt und zufrieden durften wir dann noch den selbstgebrannten Reiswein probieren, der eher „Reisschnaps“ heißen sollte. Netterweise konnten wir dann noch den Farmer interviewen und durften uns ein bisschen umschauen. Dieser Farmer besaß die größten Schweine, die wir je gesehen hatten. Richtige Monsterschweine.

Die Besitzer wollten dann noch unbedingt Fotos mit uns machen. Waren wir hier die Attraktion? Fühlte sich in dem Moment zumindest so an und wir wurden umarmt und gedrückt. Happy über diese lieben Leute, die wir getroffen hatten, stiegen wir mit unseren Guides wieder auf die Motorräder. Weiter ging´s!

Die Landschaft wurde immer hügeliger. Dann fing es leicht an zu regnen und Robins und mein Guide zwangen uns Regenkleidung anzuziehen. Also zogen wir dann metallische, blaue Regenschutz-Jacken und Hosen an, die mir zu groß und Robin zu kurz waren. Wir waren Astroboy und Astrogirl und sahen so aus, als würden wir gleich in den Weltraum starten.

Aus den Hügeln wurden Berge und der Nebel legte sich über die Berge. Alles war ruhig und es fing an zu dämmern. In den Lichtern der Motorräder flogen uns abertausende Insekten entgegen. Ein Hoch auf unser Mückenschutzspray!

Idyllisch ging der erste Tag unserer Bike-Tour zu Ende. Wir kamen in der kleinen Stadt Khe Sanh an. Es war dunkel und die Lichter der Ampeln und der blinkenden Neonschilder tauchten den Nebel in farbige Schwaden. Wir bekamen in dem Hotel zwei Zimmer und trafen uns nach kurzer Besprechung, Sicherung der Daten und einem kleinen Audio-Tagebucheintrag noch mit den Guides, um den Abend mit einem Bier und netten Unterhaltungen ausklingen zu lassen. Die Hotelzimmer waren top, auch wenn es kein warmes Wasser gab.

Bike-Tour Tag 2

Aufstehen, Sachen packen und fertig machen. Zum Frühstück gibt es Omelett und Nudelsuppe. An Nudelsuppe zum Frühstück könnte ich mich echt gewöhnen. Es ist immer noch ein bisschen nebelig und wir steigen auf die Bikes, um in den zweiten Tag der Bike Tour zu starten.

Was steht heute an? Wir wollen in so viele Minority Dörfer wie möglich, um Interviews mit Tims Hilfe zu machen. Wir hoffen, dass es keine Sprachbarrieren gibt, da manche Minority Völker kein Vietnamesisch sprechen.

Wir machten einen kurzen Abstecher nach Khe Sanh Airport, wo alte Flugzeugwracks und andere Überbleibsel des Krieges ausgestellt waren. Es gab ein Museum und gut erhaltene Kriegsgräben. Danach ging es weiter zu einem kleinen Kiosk am Straßenrand, wo wir Süßigkeiten für die Kinder der Minorities kauften. Die Kinder freuen sich immer über Kleinigkeiten wie Süßes, Schreibhefte und Stifte. Das kauften wir und fuhren in das erste Dorf.

Wir verließen die breite Landstraße und fuhren einen sehr steilen Schotterweg hinunter. Es war wenig los, die Kinder waren in der ortseigenen Schule. Wir interviewten eine ältere Frau und gaben den Kleinen Süßes und Stifte. Mit vor Freude glänzenden Augen nahmen sie die Geschenke an. Wir spielten noch kurz Fußball mit ihnen und streichelten die kleinen Hundewelpen.

Dann ging es auch schon weiter in weitere kleine Dörfer. Manchmal hatten wir Glück und die Leute wollten mit uns reden, einige waren aber auch zu schüchtern. Es war interessant zu sehen mit wie wenig man leben kann. Manche Dörfer erreicht man nur über kleine Hängebrücken. Die Leute leben in Holzhütten, meistens auf Stelzen gebaut. Sie haben einen Anführer, fast immer den Ältesten, und einen Bürgermeister, der aber - wie wir erfahren haben - nichts zu sagen hat. Lustigerweise hat hier fast jedes Dorf, egal wie abgelegen und egal in welchen einfachen Verhältnissen man dort lebt, Internetanschluss, den die Regierung dort gelegt hat. Wir wurden in fast jedem Dorf freundlich empfangen und kaum kritisch beäugt. Wie wir erfuhren, treffen sich manchmal mehrere Dörfer zu einem Fußball-Match, um sich auszutauschen und Spaß zu haben. Es war eine tolle Erfahrung, in eine so andere Welt einzutauchen und die Völker, die noch enger mit der Natur leben als wir, kennenzulernen.

Wir fuhren schließlich immer weiter in den Dschungel. Über einen Pass kamen wir immer höher und tiefer in die Natur. Hier und da hörte man einen Affen schreien. Gesehen haben wir leider keinen. Außerdem hatte man ständig den Geruch von Verbranntem in der Nase. Wie wir erfuhren, vermietet die Regierung an Ansässige Land, das diese bepflanzen können. Um etwas anbauen zu können, muss aber erst der darauf stehende Dschungel abgebrannt werden. Leider wahr. Das abgebrannte Land erholt sich erst nach zehn Jahren wieder. Trotzdem war der Dschungel beeindruckend.

Und sonst? Fabi hat sich einen Sonnenbrand geholt, Robin wurde von einem herunterhängenden Stromkabel getroffen und ich habe mit meinem Guide fast eine Babykuh gerammt.

Unser Hotel in PRAO für diese Nacht war schön und das Essen war der Hammer. Müde von der ganzen frischen Luft und den ganzen neuen Eindrücken fielen wir am zweiten Tag der Tour in unsere Betten.

Bike-Tour Tag 3

Oh nein, der letzte Tag der Bike Tour. Nach einem Besuch auf einem Markt der Einheimischen und einem Kaffee traten wir die letzte Etappe der Tour an, von PRAO nach Hoi An. Die Landschaft um uns herum veränderte sich wieder. Wir verließen langsam den Dschungel und tauchten wieder in die Reisfelder ein. Nach einem Abstecher in einem weiteren Minority Dorf und einem Interview mit dem Stammesältesten fuhren wir weiter Richtung Meer. Wir hatten echt Glück mit ihm reden zu können, da wir am einzigen Tag der Woche kamen, an dem er frei hatte. Das Dorf bestand aus kleinen Holzhütten. Überall liefen winzige Hundewelpen herum. Über eine kleine Hängebrücke verließen wir nach dem Interview das Dorf der KATU.

Es ging weiter auf dem Ho Chi Minh Trail. Über einen Pass fuhren wir immer höher den Berg hinauf. Die Aussicht war wundervoll. Berge, Meer und Da Nang in der Ferne. Wir machten Halt bei einem Café direkt am Straßenrand und trafen die wohl liebste Frau unserer Reise. Eine Frau, die von allen nur „Mama“ genannt wird. Jeder in der Gegend kennt sie und sie hat vielen Leuten, die auf diesem Pass verunglücken, das Leben gerettet. Nach einem erfolgreichen Interview fuhren wir weiter durch den chaotischen Verkehr Da Nangs und kamen schließlich in Hoi An an.

Wir interviewten zum Schluss noch unsere Guides und verabschiedeten uns herzlich und ein wenig schweren Herzens von ihnen. Wir waren uns einig, dass es drei wundervolle Tage waren, an die wir uns lange erinnern werden.

Das Homestay war leider von der historischen Innenstadt weiter entfernt, als wir dachten, allerdings so gut wie am Strand. Die Lage war traumhaft, es war ruhig und wir genossen es sehr. Mit einem „Grab“-Taxi ging es in die Innenstadt. Hoi An ist bekannt als Laternenstadt. Überall hängen farbige Lampions in rot, orange, gelb und allen möglichen bunten Farben. Kleine Boote, beleuchtet mit Lichtern und Laternen, glitten in der Dunkelheit an uns vorüber. Die Promenade strahlt farbig und spiegelt sich in dem Fluss. Überall entlang des Flusses befinden sich kleine, gut besuchte Restaurants. Etwas ausgehungert entschieden wir uns für einen Burgerladen, dem ersten nicht asiatischen Essen der Reise, der etwas abgelegen und ruhiger in einer Seitengasse lag. Das Essen war top. Satt und glücklich kehrten wir in unser Homestay zurück.

Die Familie, die das Homestay betreute, war sehr zuvorkommend und wir fühlten uns wohl. Außerdem lernten wir drei Deutsche aus Nürnberg kennen – die Welt ist doch irgendwie klein – mit denen wir uns super verstanden, und die wir in Da Lat, unserem nächsten größeren Stopp, sogar wiedertrafen.

HOI AN - DA NANG - NHA TRANG - DA LAT

Unsere nächste längere Reise stand an. Das Ziel war Da Lat, eine malerische Stadt in den Bergen, bekannt für viele bunte Blumen, das „Crazy House“ und den Kaffeeanbau. Dort sollten unsere weiteren Artikel entstehen.

Von Hoi An ging es mit dem „Grab“ nach Da Nang, von wo aus unser Zug nach Nha Trang startete. Wir fanden die Idee von einem Schlafzug interessant und wollten diese Erfahrung unbedingt mitnehmen. Wir buchten also das billigste – drei Liegen in einem Sechserabteil – macht ja auch keinen großen Unterschied ob vier Leute oder sechs.

Als wir eingestiegen waren und unser Abteil gefunden hatten, stellten wir erstmal fest, dass die Klimaanlage aus unbekannten Gründen nicht funktionierte. Total verschwitzt und verzweifelt, weil es so stickig war, man die Fenster nicht öffnen konnte und es gefühlt 50 Grad in diesem kleinen Abteil hatte, versuchten wir unser Gepäck zu verstauen, wofür es auch kaum Platz gab. Auf den Liegen konnte man nicht sitzen, und wenn, dann nur sehr verkrüppelt. Also aus Arbeiten während der Fahrt wurde nichts.

Dazu kam, dass sich in dem kleinen Abteil nicht sechs Leute befanden, sondern acht, da eine vierköpfige Familie die unteren Liegen belegt hatte. Soweit so schlecht.

Irgendwie konnten wir dann mit der Frau der Familie kommunizieren und sie meldete dem Personal, dass die Klimaanlage nicht ging. Das Problem löste sich dann Gott sei Dank, und abgesehen von den Kindern, die ab und zu nervten, war es doch recht aushaltbar. Genauso wie der Schlafbus – Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

Nach circa neun Stunden Fahrt, kamen wir in Nha Trang, der absoluten Touri-Hölle an. Gut, dass wir nur für eine Nacht hier bleiben würden. Überall waren betrunkene und leicht bekleidete Leute, die am Strand abhingen und im Bikini essen gingen. Die Ähnlichkeit mit dem Ballermann konnte man kaum verleugnen.

Am nächsten Tag hieß es Bye-Bye Vietnamese Ballermann! Nach meinem geliebten Nudelsuppen Frühstück ging es zum Treffpunkt, an dem unsere Fahrgelegenheit nach Da Lat wartete. Die anderen Passagiere kamen nicht, also fuhren wir zu dritt in einer „Limousine“ in das malerische Städtchen. Die Berge und die wunderschöne Landschaft beeindruckten uns sehr. Immer höher hinauf ging es, und die Fahrt war die bis jetzt angenehmste – wenn man die Schaben und andere Insekten, die in dem Gefährt rumkrabbelten, ignorierte.

Je näher wir Da Lat kamen, desto mehr Blumen und Gewächshäuser sah man an den Straßenrändern. Auch die Häuser wurden protziger und weniger ärmlich. Immer mehr Plantagen tauchten zwischen den Pinienbäumen auf. Direkt bei unserem Hotel wurden wir abgesetzt. Wir bekamen ein Zimmer im obersten Stock. Auf dem Dach des Hauses gab es eine Dachterrasse, auf der man einen gigantischen Überblick über die ganze Stadt hatte. Dann, 700 Kilometer (Hoi An – Da Lat) später, waren wir baff und glücklich hier zu sein.

DA LAT

Weil Da Lat für die idyllischen, malerischen, mit Blumen übersäten Felder bekannt ist, wollten wir einen Angestellten einer Blumenfarm dazu interviewen. Leider meldete sich auf unsere Anfrage niemand zurück und wir beschlossen, einfach mal hinzufahren. Ein bisschen außerhalb betraten wir das Gelände einer großen Blumenfarm. Wir zeigten unseren Presseausweis am Tor und wurden reingelassen. „Läuft“, dachten wir uns. Wir gingen dann also durch das große Gelände und suchten jemanden, der Englisch sprechen konnte und uns eventuell weiterhelfen konnte. Nach einiger Zeit trafen wir eine Dame, die dann zu uns meinte, dass wir gar nicht da sein dürften, und wir wurden freundlich gebeten das Gelände schnellstmöglich zu verlassen. Natürlich super ärgerlich, dass es nicht mit einem Interview geklappt hatte.

Zu allem Überfluss war auch noch kein „Grab“ in der Nähe, also gingen wir zu Fuß zum Hotel zurück. Nach einer Stunde kamen wir in unserem Zimmer an. Fabi und ich hatten Sonnenbrand des Todes, Robin sich eine Blase gelaufen. Absoluter Fail. Die Spitznamen Lobsterboy und Lobstergirl waren geboren.

Den Rest des Tages nutzten wir für weitere Planungen und Vorbereitungen von Interviews. Am nächsten Tag stand ein Besuch auf einer Kaffeeplantage mit Interview an, dann ein Interview mit der Schöpferin des berühmten „Crazy House“ und ein Interview mit einem australischen Burgerladenbesitzer.

Zu Abend aßen wir im Em Oi, dem Restaurant, in dem wir auch am ersten Abend gegessen hatten. Fabi hatte der Besitzerin, einer junge Frau namens Lina, versprochen Fisch Sauce zu probieren. Es handelt sich hierbei um eine vietnamesische Spezialität, bei der Babyfisch drei Monate eingelegt wird um zu fermentieren.

Also kam Lina mit einer kleinen Schüssel an unseren Tisch. Mit einem Löffel nahm sie den Babyfisch auf den Löffel und ließ ihn immer wieder in die Soße zurückfallen. Mir persönlich war allein von dem Geruch und dem Anblick sehr schnell schlecht. Fabi allerdings zog es durch und zerknackte den Kopf des Babyfisches mit seinen Zähnen. Mit einer bemühten Mimik aß er die Fisch Sauce. Ich bewunderte ihn dafür sehr. Fabi schluckte herunter und meinte zu Lina: „It’s okay“. Am nächsten Morgen war ihm allerdings schlecht.

Mit Lina führten wir dann noch ein interessantes Interview und kuschelten mit ihrem Hund namens Mi. Wir freuten uns auf den nächsten interessanten Tag in Da Lat, bevor es wieder weiter ging in eine Großstadt, nämlich Ho-Chi-Minh-Stadt.

DA LAT Tag 2

Heute stand das Kaffee Interview, das „Crazy House“ und das Porträt des Burgerladenbesitzers an.

Früh machten wir uns auf den Weg zu der Kaffeeplantage, die etwas außerhalb in den Hügeln um Da Lat lag. Wir bestellten ein „Grab“ und fuhren los. Allerdings wurde aus der normalen asphaltierten Straße ein Schotterweg, oder besser gesagt ein Waldweg mit unzähligen Wurzeln. Unser Fahrer tat uns schon leid, aber er hielt durch. Nach einigen holprigen Minuten waren wir dann fast da. Wir stiegen aus und wurden von einem Mädchen auf einem Moped über einen Trampelpfad zu der Plantage geführt. Kurze Zeit später waren wir da und wurden freundlich vom Besitzer der Plantage begrüßt, mit dem wir auch das Interview ausgemacht hatten. In einer kleinen Hütte machte er uns dann unzählige verschiedene Kaffees und wir probierten uns durch alle Kaffeesorten. Währenddessen starteten wir das Interview und redeten locker mit ihm über sein Leben, seinen Beruf und natürlich den Kaffeeanbau. Anschließend zeigte er uns seine Plantage und die Kaffeepflanzen. Wir probierten die Frucht und stellten fest, dass sie wie eine Weintraube schmeckt. Immer gefolgt von seinen zwei treuen Hunden erkundeten wir die Plantage. Der Ausblick auf die nahegelegenen Hügel mit anderen Plantagen und Gewächshäusern, hier mitten in der Natur, war atemberaubend. Wir freuten uns, dass das Interview gut geklappt hat, der Kaffeebauer rief uns ein Taxi und wir gingen auf dem Trampelpfad wieder Richtung Waldweg.

Trotz der Unmengen an Kaffee fielen wir im Hotel erstmal in unsere Betten und schliefen, was uns wegen des Kaffees sehr wunderte. Aber wir hatten ja noch einiges vor.

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum „Crazy House“. Wir wurden in die privaten Räume der Künstlerin, die mitten auf dem touristischen Grundstück lebte, geführt. Das Wohnzimmer war vergoldet – selbst der Fernseher – und ein riesiges Wandgemälde, von der Künstlerin selbst gemalt, bedeckte die ganze Wand. Auf einem weißen Drachen ist eine Prinzessin zu sehen, die dem Mond entgegen reitet. Es handelt sich um ein altes vietnamesisches Märchen sowie um ihren Namen, der so etwas wie „Prinzessin des Mondes“ bedeutet. Mit der Übersetzung hat uns ein Mädchen, das auch als Guide des „Crazy House“ arbeitet, geholfen. Das Interview lief gut. Wir bekamen dann sogar eine exklusive Führung durch ihre privaten Arbeitsräume, aber ebenso durch die öffentlich zugänglichen Bereiche. Als die Touristen merkten, dass wir mit der Schöpferin des „Crazy House“ unterwegs waren, stürzten sie wie die Geier auf sie um Fotos zu machen; die Arme.

Wir vereinbarten, dass wir am nächsten Tag vor offizieller Öffnung bei Sonnenaufgang Fotos machen können.

Am Abend stand noch das Interview mit dem australischen Burgerladenbesitzer an. Ein sehr gesprächiger Mann, der viel erzählt. Fast wie ein Opa, der seinen Enkeln Geschichten aus seiner Jugend erzählt. Wir redeten viel und lang mit ihm, machten das Interview und erfuhren viel über sein interessantes Leben.

Nach dem Interview trafen wir die Deutschen wieder, die wir bereits in Hoi An kennengelernt hatten. Gemeinsam ließen wir den Abend ausklingen.

HO-CHI-MINH-STADT

Nach einer etwa siebenstündigen Schlafbusfahrt, in einem Schlafbus, der diesmal nicht so abgeranzt war, kamen wir an. Es war laut, es war heiß, unzählige Mopeds waren unterwegs. Mehr, als wir bis jetzt auf einem Haufen gesehen hatten. Der Verkehr war wirklich der schlimmste der ganzen Reise. Wir brauchten ewig, bis wir unser „Grab“ in diesem Chaos gefunden hatten. Damit ging es zu unserem Hotel. Wir hatten es im Zug gebucht und waren begeistert über den billigen Preis, vor allem, weil wir drei Einzelzimmer hatten, mit jeweils schönen Bädern, und das recht zentral. Als wir ankamen, konnte keiner der Angestellten Englisch. Mit Händen, Füßen und der Hilfe von Google Translate klappte es dann aber doch einzuchecken. Wir bekamen alle drei ein kleines Körbchen mit Schlüssel, Fernbedienung für den Fernseher und Fernbedienung für die Klimaanlage. Und einem Kondom.

Auf einmal wurde uns klar, warum diese Zimmer so billig waren. Wir waren tatsächlich in einem Stundenhotel gelandet. Damit hatten wir jetzt nicht gerechnet.

Trotzdem war die Situation durchaus amüsant. Wir checkten dann nochmal das Booking Angebot im Internet ab, nur um herauszufinden, dass man es aus der Anzeige überhaupt nicht rauslesen kann, um was für ein Hotel es sich wirklich handelt. Wir lachten darüber und freuten uns über unsere Einzelzimmer. Die Nächte waren auch überraschend ruhig und angenehm.

Beim Abendessen in einem Restaurant namens „Fat Ape“ lernten wir die Besitzerin genauer kennen. Eine Künstlerin aus Singapur. Wir vereinbarten ein Interview für den nächsten Tag.

Ebenfalls am nächsten Tag stand das Treffen mit der VGU, der vietnamesisch-deutschen-Universität an. Diese liegt etwas außerhalb und wir fuhren mehr als eine Stunde zum Campus. Es war die teuerste Taxifahrt der ganzen Reise. Dann dachten wir zuerst, wir sind am falschen Campus, da am Eingang „Eastern International University“ stand. Uns rutschte das Herz in die Hose und ich hatte Angst uns falsch navigiert zu haben. Allerdings hatte die VGU ihren Sitz in einem Gebäude dieses Campus und wir wurden von einem Studenten hingeführt. Wir lernten viele herzliche Leute kennen, unter anderem Volker Steimle, von dem wir willkommen geheißen wurden und mit dem wir ein interessantes Gespräch führen konnten, und zwei Deutsche, die derzeit an der VGU arbeiten. Zusammen mit den Deutschen Nikita und Caro und dem Deutschclub der VGU, gingen wir in der Mensa essen und unterhielten uns nett mit den Studenten. Facebook und Instagram wurden ausgetauscht und wir freuen uns darüber, dass wir Kontakt halten können. Es war ein toller Nachmittag an der VGU, wo wir so herzlich aufgenommen wurden und wo in Zukunft eventuell eine Kooperation mit der OTH Amberg-Weiden zustande kommen könnte.

Ein nicht so schönes Erlebnis hatten wir leider auf der Rückfahrt. Wir wurden Zeuge eines Unfalls, den eine Frau gehabt hatte. Sie lag mit aufgesprengtem Helm auf dem Boden, mitten auf der Straße. Der Verkehr um sie wurde unbeirrt weitergeführt. Wir vermuten, dass die Frau nicht überlebt hat. Unsere Stimmung war sehr gedrückt und wir führten dann am Abend noch das Interview mit der Besitzerin des „Fat Ape“.

HCM – HAN – PEK – MUC

Von Ho-Chi-Minh-Stadt ging es dann zurück nach Hanoi, von da aus zu unserem Zwischenstopp Peking und schließlich zurück nach Deutschland.

Diesmal wollten wir auf jeden Fall Peking erkunden! Wir holten uns wieder den kleinen blauen Zettel, der uns einen Aufenthalt genehmigte. Ja, in China sind jetzt unsere Fingerabdrücke gespeichert.

Irgendwie schafften wir es trotz Sprachbarriere, Bus Tickets zu kaufen, mit denen es in die Stadt ging. Nachdem wir erst dachten wir hätten die Haltestelle verpasst und ich fast von einem sehr leisen Auto angefahren worden wäre, gingen wir zum Tempel des Himmels. Es war ein unglaublich weitläufiges Gelände mit unglaublich vielen Touristen. Erstmal gab es Instant-Nudel-Topf, der ziemlich geil war.

Als es dann zu regnen anfing beschlossen wir wieder zum Flughafen zu fahren, was sich als schwierig herausstellte, da nirgends ein besetztes Taxi aufzufinden war, keins anhalten wollte und an den Taxiständen irgendwie nie eins hielt. Okay.

Es war dann eher Zufall, dass wir eins bekamen. Wir mussten rennen, um uns eins abzugreifen, aus dem grade Leute gestiegen waren. Erstmal froh saßen wir in dem Taxi, mit einem netten Taxifahrer, der aber kein Wort Englisch konnte und mit uns auf Chinesisch kommunizierte wollte.

Auf dem Weg zum Flughafen kamen wir allerdings in einen Stau, der den Betrag auf dem Taxameter in die Höhe schnellen ließ. Langsam machte sich die Befürchtung breit, dass wir das Taxi eventuell nicht ganz bezahlen konnten. Und diese Befürchtung bewahrheitete sich leider. Wir hatten zu wenig Geld gewechselt. Mist. Und der Taxifahrer wurde immer wütender. Als Robin ihm klar machen wollte, dass er kurz aussteigen würde um Geld zu holen, schrie er einfach nur noch rum. Auf Chinesisch.

Na gut. Wir haben eh nichts verstanden, aber cool war‘s nicht. Robin durfte also nicht aussteigen.

Wir haben ihm dann alles gegeben, was wir hatten. Und 5 Dollar. Das stellte ihn dann überraschenderweise doch zufrieden. Gott sei Dank. Aber es war nicht schön, auf Chinesisch angebrüllt zu werden.

Der Rückflug lief problemlos und wir kamen wohlbehalten in München an. Am Gepäckband mussten wir allerdings feststellen, dass Fabis Reisetasche komisch mit Paketband zugeschnürt war. Und innen lag ein Zettel, dass in China die Tasche geöffnet worden war. Das Schloss war allerdings eins von der Sorte, die der Zoll nicht öffnen kann (aber scheinbar konnte er es doch). Ein Mysterium.

Während der Reise haben wir wohl alle Temperaturen mal mitgemacht: München: 5 Grad - Peking: -7 Grad - Hanoi: 25 Grad - Ho-Chi-Minh-Stadt: 35 Grad

Vor allem als wir nach dem warmen Vietnam wieder in Deutschland waren, sind wir erstmal in einen Schneesturm gekommen.

Schlusswort

Ich glaube ich kann für uns alle drei sprechen, dass wir diese Reise nie vergessen werden. Die Menschen, die Landschaften, die Städte und Orte, die Erlebnisse haben uns für unser weiteres Leben geprägt. Es war ein besonderes Erlebnis, in eine komplett andere Kultur einzutauchen, die uns näher betrachtet dann doch auf eine Art und Weise nah war. Im Laufe unserer Reise legten wir über 2.800 Kilometer zurück. Wir haben viel erlebt, von den überfüllten Straßen Hanois, den Pagoden und Grabstätten Hués, der Bike Tour durch Zentralvietnam mit historischen Stopps und den liebsten Menschen überhaupt, dem malerischen Da Lat, bis hin zum Verkehrschaos in Ho Chi Minh mit Stundenhotel Aufenthalt.

Vielen Dank an PROMOS und das International Office der Hochschule, dass wir diese Reise antreten konnten und uns journalistisch sowie fotografisch weiterbilden durften, um dem „Schmitz“ diverse Artikel/Beiträge/Fotos über dieses wundervolle Land liefern zu können. Danke auch an die Initiatoren des Schmitz Magazins, Prof. Dr. Michael Thiermeyer und Fabian Baumgartner, für die Begleitung und Unterstützung bei diesem bereichernden Projekt.

Zurück

Kommentare zu diesem Artikel (0)

Noch keine Kommentare vorhanden? Schreib’ doch den ersten Kommentar zum Beitrag!

Wir freuen uns auf Dein Feedback!